Offene Hüften – Versteckte Emotionen
Yoga Hüftöffner – Zugang zu versteckten Gefühlen
Das Hüftgelenk zwischen maximaler Stabilität und Flexibilität
Unser Hüftgelenk ist das stabilste Gelenk im Körper. Beim Gehen und noch mehr natürlich beim Laufen trifft eine enorme Druckbelastung auf das Gelenk, dem dieses standhalten muss. Deshalb ist das Hüftgelenk maximal durch Bänder abgesichert, so dass es z.B. im Vergleich zum wesentlich labileren Schultergelenk kaum ausgekugelt werden kann. Trotzdem ist es ein sehr flexibles Gelenk, da es ein Kugelgelenk ist, d.h. der kugelförmige Hüftkopf ist in der Lage, in einer entsprechend kugelförmigen Hüftpfanne in alle möglichen Richtungen hin und her zu gleiten. Deswegen können unsere Beine diese fantastischen vielgestaltigen Bewegungen machen.
Allerdings gibt es von Mensch zu Mensch große Unterschiede in der Hüftbeweglichkeit. Diese ist zwar auch veränder‑ und trainierbar, jedoch gibt es anatomische Beschränkungen je nach Form der Gelenkteile. Es ist deshalb nicht jedem Menschen möglich, den Lotussitz zu erlernen, der ja so oft als „typische“ Yogahaltung angesehen wird. Ich spreche in meinen Kursen dann gerne von „europäischen und indischen Hüften“, um deutlich zu machen, dass die meisten Yogaübenden diese Sitzhaltung an die Möglichkeiten ihrer individuellen Hüftanatomie anpassen müssen.
Steife Hüften und die Bedeutung von falschem Ehrgeiz
Wenn du die individuelle Besonderheit deiner Hüftgelenke nicht beachtest kann es tatsächlich passieren, dass du dir Schaden zufügst. Schon mancher Yogi hat sich durch den unbedingten Willen, den Lotussitz erlernen zu wollen, seine Kniegelenke verletzt. Wie das denn jetzt, fragst du dich? Wenn du dich in eine solche Sitzhaltung hineinzwingst, indem du mit Gewalt deine Füße in deine Hüftbeugen schiebst, dort fixierst und obwohl du spürst, dass diese Haltung für dich nur mit Anstrengung und Druck Ausüben zu erreichen ist, regelmäßig darin eine längere Zeit verweilst, weil ja nur Übung den Meister macht, wird der zu starke Druck, der durch die mangelnde Beweglichkeit des Hüftgelenkes entsteht, an das nächstliegende schwächere Gelenk weitergegeben. Das ist das Kniegelenk. So kann eine falsche Intention („ich muss doch als Yogi den Lotussitz können“) dazu führen, dass du dir beim vermeintlichen Yoga Üben eher schadest als etwas Gutes zu tun.
Was du dann schmerzlich erfahren und lernen musst, ist Folgendes: Yoga Üben heißt die Möglichkeiten und Grenzen deines Körpers kennen‑ und akzeptieren zu lernen. Eine regelmäßige Yogapraxis kann und wird diese Grenzen zwar verschieben, aber dies geschieht durch regelmäßiges, achtsames und liebevolles Üben. Und manches an deinem Körper ist eben nicht veränderbar, hat seine natürlichen Grenzen. Dadurch bist du nicht schlechter als andere, nur eben anders.
Grenzen der Beweglichkeit und meine Grenzen im Kopf
Ich sage meinen Teilnehmern immer: Ein etwas unbeweglicherer Mensch hat mehr vom Yoga Praktizieren als ein hypermobiler Tänzer. Warum? Nur wenn du Grenzen hast, die du spüren und wahrnehmen kannst, lernst du das Wesen einer Yogahaltung kennen, wohin diese Haltung zielt, wo in deinem Körper sie etwas in Bewegung setzt, wo sie „arbeitet“. Ein hyperflexibler Tänzer kann dies meist nicht mehr spüren. Er bewegt sich mit Leichtigkeit in eine Haltung hinein und … „langweilt“ sich dann, fängst eventuell an, an den Fußnägeln zu spielen, im Geiste die Liste für den nächsten Einkauf zusammenzustellen etc.
Äußere und innere Haltung
Ich habe es an anderer Stelle schonmal erklärt: Es geht im Yoga nicht darum, wie eine Haltung aussieht, sondern was sie in dir in Bewegung setzt. Damit ist gemeint, was beim Üben dieser Haltung geschieht, was du wahrnimmst, was du erlebst, was du fühlst. Du schaust nicht von außen darauf, wie du aussiehst in einer Asana, auf den äußeren Anschein der Haltung, sondern nach innen, auf deine Haltung zu dir selbst. Da tut sich dir eine ganz neue Welt auf, je länger du Yoga übst. Yoga Üben konfrontiert dich mit denselben Dingen, Einstellungen, Wahrnehmungen, positiven oder negativen Glaubenssätzen, Vorurteilen etc., denen du auch in deinem täglichen Leben begegnest.
„Dein Leben auf der Yogamatte“ – damit ist gemeint, dass du beim Üben all das, was auch dein sonstiges Leben und Erleben prägt, auf deiner Matte wiederfindest, ob es dir gefällt oder nicht. Wenn du ein ungeduldiger Mensch bist, dem nichts schnell genug gehen kann, wirst du auch deine Yogapraxis erstmal genauso empfinden. Vielleicht wirst du denken: Warum macht die Yogalehrerin nicht mal schneller, dann könnten wir noch mehr schaffen in der Stunde? Wenn du ehrgeizig und perfektionistisch bist, wirst du vielleicht deine Mattennachbarn immer genau beobachten, wie „gut“ oder „schlecht“ sie eine Haltung ausführen und versuchen, immer mindestens genauso tief, wenn nicht noch tiefer in eine Haltung hineinzukommen. Vielleicht wirst du auch unzufrieden während deiner Praxis, weil du in deinen Augen nicht „gut genug“ bist.
Hüftöffner bringen dir Zugang zu versteckten Gefühlen. Die Yoga-Reise als Transformation
All diese Reaktionen sind natürlich und normal – eben dein Leben auf der Matte. Das ist das Tolle an Yoga: Mit der Zeit lernst du dich selber besser kennen in deinen Reaktionen, vielleicht lachst du innerlich sogar über dich, wenn du dich wieder mal erwischst bei solchen Gedanken oder Gefühlen. Und dann lernst du, damit umzugehen, deinen Weg zu finden, wie du sie akzeptieren oder ändern kannst. Jedenfalls wie du das, was einmal negativ oder hinderlich für dich war, zu etwas Positivem verändern kannst. Das passiert natürlich nicht unbedingt schnell. Wie alles im Leben ist Yoga eben ein Weg, vielleicht ein längerer, aber es lohnt sich, die Reise zu beginnen.