Ich habe keine Lust auf Sport, Bewegung ist eher lästig für mich
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Jeder Yoga-Anfänger empfindet genau so und kann sich einfach nicht vorstellen, wie man sich bei so anstrengenden Haltungen entspannen soll. Mir ging es natürlich ebenso, als ich mit Yoga anfing. Bei meiner ersten Yogastunde lief der Schweiß, die Yogamatte war ziemlich nass hinterher. Ich war zwar gut trainiert, aber nicht in dieser Bewegungsform. Sonst besuchte und unterrichtete ich Power-Kurse wie Aerobic, Cardiofit, Workout etc. Und nun plötzlich so langsame Bewegungen, die dann den Schweiß fließen lassen.
Heute muss ich lächeln, wenn eine neuer Yoga-Teilnehmer in den Kurs kommt und ich merke, dass es ihm genauso geht wie mir damals.
Es ist beim Yoga wie mit allem, es gilt die alte Weisheit „Übung macht den Meister“. Im Yoga gilt dies ganz besonders. Dabei ist hiermit nicht gemeint, dass man einen Meistergrad im kunstvollen Einnehmen heftiger Verknotungen des Körpers erreichen sollte. Der fortgeschrittenste Yogi ist manchmal der, der sich einfach in die Kindhaltung begibt, sobald er merkt, dass der Atem nicht mehr fließt. Das ist der Moment in dem ich realisiere, dass die Bewegung eben nicht mehr in erster Linie entspannend ist, der Moment in dem das Ego übernimmt, der Ehrgeiz-Muskel, wie ich es immer formuliere.
Mit fortschreitender Übungspraxis im Yoga lernt der Körper, um es einmal technisch zu formulieren, ökonomischer zu arbeiten. Die Zusammenarbeit der einzelnen Muskeln miteinander wird immer besser, das nennt sich intermuskuläre Koordination, die Zusammenarbeit der Muskelfasern innerhalb eines Muskels wird besser, das ist die intramuskuläre Koordination. Das bedeutet, man verschwendet keine Energie mehr bei der Bewegung, alles wird ökonomischer und harmonischer.
Im Yoga benutzen wir hier den Begriff des Vinyasa. Dieser kann Vieles bedeuten, aber u.a. meint er eben auch den harmonischen Zusammenfluss von Atem und Bewegung. Wenn dieser gelingt, entsteht ein Gefühl von Leichtigkeit, von Bewegungsfluss.
Dies ist eine weitere Bedeutung des Begriffs Vinyasa. Die einzelnen Yoga-Haltungen, die nacheinander eingenommen werden, verbinden sich zu einem harmonischen Bewegungsfluss, bei dem die einzelnen Haltungen zwar noch wahrgenommen werden, aber die Übergänge von einer zur nächsten Haltung genauso wichtig in der Ausführung sind wie die Haltungen selbst. Wenn dies in der Übungspraxis gelingt, hat der Yogi schon ein fortgeschrittenes Niveau erreicht. Es ist ein wenig mit einem Tanz vergleichbar, der auch aus Einzelschritten oder Einzelbewegungen besteht, die jedoch zu einer harmonischen Folge vereint werden.
Dazu geschieht dieser Bewegungsfluss noch synchron mit dem Atem. Die Atmung ist ein wesentlicher Faktor für die Entspannung. Durch langsames, bewusstes Atmen aktivieren wir den Parasympathikus, das ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Entspannung und Ruhe zuständig ist. Jene Körperfunktionen, die in der Ruhe weniger benötigt werden, fahren herunter, die Verdauung aber z.B. wird aktiviert. Sie braucht viel Energie, die in stressigen Aktivitätsphasen nicht zur Verfügung steht.
„Every human can practice Yoga as long as he breathes.“
K. Patthabi Jois
Das Zusammenfließen von Atem und Bewegung ist für mich das Schönste im Yoga. Man verliert sich völlig in der Bewegung, es ist dieses Gefühl von vollkommener Harmonie, der Körper verbindet sich mit der Energie spendenden Atmung, so dass er sich selbst wie Atem anfühlt. Der gesamte Körper beginnt zu atmen und dann entsteht das Gefühl von Entspannung. Je länger man Yoga praktiziert, desto feiner wird die Wahrnehmung dieses Effekts. Das Zusammenfließen von Atmung und Bewegung lässt die Muskulatur durchlässiger werden, sie entspannt, obwohl sie arbeitet und Bewegungen und Haltearbeit ausführt.
Wenn man diesen Zustand erreicht, beginnt man jeden Teil des Körpers genau zu spüren. Der Atem fließt hindurch und belebt jede Zelle. Ein Gefühl von Weite und gleichzeitig Konzentration, Kraft und gleichzeitig Leichtigkeit, Stärke und Durchlässigkeit.
Dies ist dann der Zustand der Bewegungsmeditation. Kein bewusstes Denken mehr, kein Planen, Analysieren etc. Man fühlt sich ganz und heil, erfüllt und frisch. Das ist der Zustand, der auch süchtig machen kann, weil er hilft für eine Zeitlang abzutauchen aus dem Alltag in den kontinuierlichen Fluss von Atem und Bewegung.
Wenn du es selbst probieren möchtest, leg einfach los, begib dich auf die Reise. Ich wünsche dir viel Freude und Entspannung mit dir, deinem Körper und deinem Atem.
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